100 Anträge zum Haushalt: Sozialisten drängen auf zwingende Investitionen in die Zukunft

100 Anträge zum Haushalt: Sozialisten drängen auf zwingende Investitionen in die Zukunft

Während die großen Fraktionen von SPD und der CDU im Bottroper Stadtrat keinen einzigen Antrag zum Doppelhaushalt für die Jahre 2025 und 2026 eingebracht haben, wurden im Haupt- und Finanzausschuss zum Haushalt am 26.11.2024 über 100 Anregungen der Ratsgruppe BOT.Sozial behandelt.

Neben einigen Fragen, beispielsweise zu den Auswirkungen der Grundsteuerreform auf die Kosten der Unterkunft, stellten die Sozialisten dutzende Anträge zum Haushaltsplan mit Vorschlägen für Investitionen in die Stadt. Ebenso forderten sie den Verzicht auf über 50 geplante bzw. in Umsetzung befindliche Kürzungsmaßnahmen aus dem sogenannten Haushaltssicherungskonzept (HSK).

“Wir haben mehr als 40 Vorschläge gemacht, wie der Rat der Stadt aus unserer Sicht in die Zukunft unserer Stadt investieren muss. Dabei geht es um mehr Geld für öffentlichen Nahverkehr und Klimaschutz, um Förderung von Kultur und es geht uns vor allem um Teilhabe am öffentlichen Leben für alle. Dazu zählen ein kostenloses Mittagessen in den Schulen oder mobile Filialen von Sparkasse und Bürgerbüro, die in die Stadtteile fahren, genauso wie eine Neuauflage des “Bottrop-Pass” oder die Planung neuer Lehrschwimmbecken, damit in Bottrop alle Kinder ohne jahrelange Wartezeiten das Schwimmen lernen können.” führt Sven Hermens, Sprecher der Ratsgruppe BOT.Sozial, aus. “Auch wollen wir für gute Löhne und Arbeitsbedingungen sorgen, indem Reinigungskräfte, Security für städtische Eirichtungen bzw. Veranstaltungen und Essensversorgung für die Bottroper Schulen zuverlässig in einem städtischen Tochterunternehmen gebündelt werden.

Bedauerlicherweise habe es für keinen dieser Vorschläge Mehrheiten mit den großen Fraktionen gegeben, so Hermens.

“Solange sich SPD und CDU nicht dazu durchringen, endlich mit allen betroffenen NRW-Kommunen zusammen gegen die katastrophal unzureichende und verfassungswidrige Gemeindefinanzierung zu klagen und sich stattdessen neuen Kürzungsprogrammen unterwerfen, wird öffentliche Infrastruktur weiter großflächig verfallen.

Die Zeit für Investitionen ist spätestens jetzt. Stattdessen verbauen die Mehrheitsfraktionen hier einer ganzen Stadt die Zukunft.” findet Hermens.

Auch dem BOT.Sozial-Antrag zur Vorbereitung einer solchen Verfassungsklage wurde erneut nicht mehrheitlich zugestimmt. Die Ratsmehrheit steht hinter der Sparpolitik und dem HSK.

Zum Haushaltssicherungskonzept sagt BOT.Sozial-Ratsherr Christoph Ferdinand: “Wir stellen nicht ohne Grund diese rekordverdächtige Menge an Anträgen, um einzelne geplante Sparmaßnahmen zu verhindern. Dieses HSK strotzt nur so vor unerträglichen Einschnitten: Diverse Gebührenerhöhungen, die vor allem Mittel-, Geringverdiener, Rentner und Bürgergeldbezieher spüren werden, Einschnitte bei ÖPNV und Klimaschutz, reduzierte Öffnungszeiten beim kürzlich teuer erweiterten Museum, Kürzungen bei psychosozialer Beratung für Jugendliche und beim Übergang von Schule und Beruf. Dabei dachte man nach dem sogenannten Stärkungspakt schon, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann. Der Rat führt neue Ordnungswidrigkeiten ein und erhöht schon bestehende – bleibt aber beim Stellenabbau im Ordnungsdienst. Vieles in diesem Konzept ist einfach nur absurd.”

Wer immer wieder – wie bei der Jugendbefragung in der Innenstadt oder kürzlich durch Studenten der HRW in der WAZ – zu hören bekomme, dass Jugendlichen in Bottrop die Freizeitorte und Einrichtungen für Aktivitäten fehlen, aber gleichzeitig am öffentlichen Leben weiter kürze, dürfe sich über schlechte Entwicklungen in Bereichen wie Migration, Jugendgewalt und dem Gefühl des abgehängt werdens nicht wundern, so Ferdinand.

“Das ist letztlich auch eine Gefahr für die Demokratie. Wer sich abgehängt fühlt, weil in seinem Umfeld die öffentliche Infrastruktur immer weiter zurückgefahren wird, wird empfänglich für Rechtsextreme Hetze und ein Ausspielen von Bevölkerungsgruppen gegeneinande .”

Die Bottroper Sozialistinnen und Sozialisten wollen ihre Arbeit auch nach den Kommunalwahlen fortsetzen und kündigen an, weiter in der gewohnt engagierten Form die Haushaltsberatungen zu bereichern.

“Gerade angesichts der angespannten Haushaltslage und den drastischen Kürzungsplänen ist es wichtiger denn je, dass es eine starke linke Kraft im Bottroper Stadtrat gibt, die dafür kämpft, dass die notwendigen Investitionen in unsere Stadt nicht verschlafen werden!”, so BOT.Sozial-Sprecher Sven Hermens abschließend. 

Die einzelnen Anträge gibt es hier zum Download:

Schuldezernentin statt Sozialarbeit streichen:

Gegen Kahlschlag bei Schulen und Vereinen

Die Bottroper Sozialisten im Rat (bisher Ratsgruppe DIE LINKE) warnen vor den Folgen der Streichungspläne von Dezernentin Alexius-Eifert und OB Tischler im Bildungs- und Schulbereich. Ratsherr Sven Hermens stellt fest: “Der Verwaltungsvorstand plant den Kahlschlag in Bottrops Schul- und Kita-Landschaft. Einfach unverantwortlich.” So sollen gerade die Bildungschancen von Kindern, die Unterstützung brauchen, Tischlers Streichungsorgie bei Schulsozialarbeit und Hilfen für Schulverweigerer zum Opfer fallen, die Unterstützung bei der Lehrstellensuche ebenso. Gleichzeitig will man Familien mit mittlerem Einkommen durch jährliche Erhöhungen von Kita- und OGS-Gebühren um drei Prozent abzocken. “Das liegt sogar über der aktuellen Inflationsrate. Dabei steht Bottrop schon heute bundesweit auf Platz 3 bei den teuersten Kita-Städte“, stellt Hermens fest.

Aber auch Bottrops Zivilgesellschaft steht auf Tischlers Abschussliste: Künftig soll es keine Vermietung von Schulräumen an Vereine und Initiativen mehr geben, so der Plan von Dezernentin Alexius-Eifert unter der Überschrift „Maßnahme 030201_7 Standardreduzierung Schulorganisation“.

Von Karnevalssitzungen, Vereinsfeiern oder Musical-Veranstaltungen zum Beispiel in der Aula Welheim könnten sich Bottroper Vereine dann künftig verabschieden. “Hier wird das Bottroper Vereinswesen platt gemacht “, resümiert Hermens die Vorlage der Verwaltung zum Schulausschuss am 14. März und ergänzt: “Wir sind sehr gespannt, wo die SPD 2025 ihre Kandidaten zur Kommunalwahl aufstellen möchte. In die Aula Welheim, wo Tischler 2020 aufgestellt wurde, darf sie ja dann nicht mehr”, sagt Hermens.

Er hat ganz andere Spar-Vorschläge:

„Wir brauchen mehr Fachpersonal für unsere Schülerinnen und Schüler statt weniger. Wir brauchen aber vor allem keine Sozialdezernentin, die solche fatalen Kürzungen im sozialen Bereich propagiert. Wir beantragen die Streichung des vor zwei Jahren errichteten Dezernates V. Dezernentin Alexius-Eifert hat bisher keine Verbesserungen im Schul- und Sozialbereich vorzuweisen. Ihr Dezernat ist einfach überflüssig. Die jährlich knappe Viertelmillion Euro dafür sind in praktischer Arbeit in Schulen und Kitas besser angelegt.“