An 6. April haben wir auf dem Westfriedhof des Arbeiteraufstandes gegen den rechtsradikalen Kapp-Putsch 1920 gedacht. Zahlreiche Bottroper und Bottroperinnen fielen damals der massiven Gewalt des Freikorps Loewenfeld, das die SPD-Reichsregierung Ebert ins Revier geschickt hatte, zum Opfer. Nicole Fritsche-Schmidt, unsere Vertreterin im Kulturausschuss und Kreisvorsitzende der Bottroper LINKEN, machte in ihrer Rede deutlich: „Nur gemeinsam kann es die Arbeiterklasse in ihrer Vielfalt mit der Reaktion und der radikalen Rechten aufnehmen.“ Das gelte damals wie heute.
Liebe Genossinnen und Genossen,
wir versammeln uns heute hier – wie schon seit vielen Jahren Anfang April -, um den Arbeitern und Arbeiterinnen zu gedenken, die sich im März 1920 gegen den reaktionären, rechtsradikalen Kapp-Lüttwitz Putsch erhoben haben und dafür ihr Leben gegeben haben. Nicht nur, aber vor allem im Ruhrgebiet und in Bottrop.
Dabei gelang es damals zunächst schnell, die Reichswehr und Freikorps-Truppen aus dem Ruhrgebiet durch eine gemeinsame, entschlossene, bewaffnete Aktion von Aktiven aus verschiedenen Spektren der Arbeiterbewegung bis in die Festung Wesel zu verdrängen. Diese Soldateska hatte in erheblichen Teilen große Sympathien für den Putsch.
Ohne den gemeinsamen Kampf von Unabhängigen Sozialdemokraten und Mehrheits-Sozialdemokraten und Kommunisten sowie Anarchisten in der Roten Ruhr Armee wäre das nicht möglich gewesen.
Genauso wenig wäre ohne die Spaltung der Arbeiterbewegung die brutale Niederschlagung dieser Märzrevolution Anfang April durch wieder verstärkte Freikorps-Truppen wie die Brigade Loewenfeld möglich gewesen.
Denn nach dem Zusammenbruch des Kapp-Putsches kehrte in Berlin die SPD-Reichsregierung Ebert/Noske ins Amt zurück. Und sie wandte sich gegen die Arbeiterschaft. Ebert und Noske schickten die Freikorps-Mörder los, um „Ruhe und Ordnung“ wiederherzustellen .
Diese Truppen gingen mit maximaler Menschenverachtung auf die Arbeiterschaft und die gesamte Zivilbevölkerung im Revier los, nicht nur mit Gewehr, Bajonett und Handgranaten. Ebenso wurde auf Bottrop mit schwerer Artillerie geschossen. Auch auf Eberts Genossen aus der SPD.
Die eingerückten „Loewenfelder“ errichteten im Anschluss ein Terrorregime in Bottrop, das weitere Opfer kostete und viele Arbeiter zur Flucht zwang.
Was lehren uns die damaligen Geschehnisse und die damals Ermordeten, an deren Gräbern wir heute wieder gedenken?
Sie rufen uns zu: Nur gemeinsam kann es die Arbeiterklasse in ihrer Vielfalt mit der Reaktion und der radikalen Rechten aufnehmen. Spaltung, wie sie 1920 von der SPD-Führung verursacht wurde, führt in den Untergang und die Niederlage. Denn damals wurden zunächst die Arbeiter von den Freikorps-Mördern geschlagen, ermordet oder unterdrückt. Aber auch Ebert und seine Clique unterlagen den Rechtsradikalen einige Jahre später. Das alles endete im Hitlerfaschismus, der größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte.
Auch heute greifen Rechtsradikale uns selbst und die demokratische Republik insgesamt an. Das zeigen zum Beispiel die permanenten Angriffe auf unser Büro, selbst mit Schusswaffen, oder das rechtsradikale Bombenattentat auf unsere Genossen in Oberhausen. Das zeigt auch die permanente Hetze der AfD-Faschisten selbst im Rat der Stadt.
Auch Militarismus und Krieg gehören damals wie heute zur DNA von Rechtsradikalen wie Löwenfeld, auch wenn sich die Faschisten von Hitler bis Höcke als Friedensstifter inszenierten.
Aus all diesen Gründen ist es unsere Aufgabe, die Sozialistinnen und Sozialisten in Bottrop zu gemeinsamen Aktionen zusammenzuführen. Das wird auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2025 entscheidend sein. Das Spektrum links der neoliberal entgleisten SPD darf nicht weiter zersplittern. Das führt in die sichere Niederlage, zu noch mehr sozialer Spaltung. Und darauf kochen heute die AfD-Faschisten ihr braunes Süppchen.
Deshalb ist es sehr bedauerlich, dass es die DKP in diesem Jahr abgelehnt hat, wie bisher üblich, eine gemeinsame, gleichberechtigte Gedenkveranstaltung durchzuführen.
Nichts desto trotz bleibt es unsere Aufgabe, an der Einheit der politischen Linken in Bottrop zu arbeiten. Und das werden wir weiter entschlossen tun.
Denn die hier bestatteten Arbeiter mahnen uns. Sie starben für die Freiheit des Proletariats. Das bleibt unser Auftrag.
Ich bitte Euch um eine Minute stillen Gedenkens. Im Anschluss wollen wir gemeinsam die Blumen niederlegen.
Rede – Nicole Fritsche-Schmidt